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Wednesday, February 04, 2009

Skandinavische (Warte)Verhältnise bei der Bahn

Das man bei skandinavischen Wetterverhältnissen hierzulande oft vergebens auf die Züge der Deutschen Bahn wartet ist bekannt. Wie lautete doch gleich der Werbeslogan? “Alle reden vom Wetter. Wir nicht – Deutsche Bahn”… Wenn man hierzulande von skandinavischen Verhältnissen spricht, meint dies jedoch meistens eine bessere (soziale) Organisationsform. Im positiven Sinn also. Bei meinen Reisen durch den skandinavischen Subkontinent, ist mir besonders die andere Art der Oganisationsformen für Wartenschlangen aufgefallen. Egal ob in der Postfiliale oder am Bahnschalter: Der Wartende zieht eine Nummer und wartet darauf, dass eine Leuchtanzeige ihn zum nächsten freien Schalter bittet. Den Ort und die Gestaltung der Wartezeit bestimmt der Wartende selbst. Hierzulande kennt man dieses Prinzip am ehesten von Bürgerämtern oder, wen wundertd, von der Möbelausgabe bei IKEA.

Nun berichtet die “mobil”, die Kundenzeitschrift der Deutschen Bahn AG, in ihrer aktuellen Ausgabe 02/2009 darüber, dass diese Warteverhältnisse auch in den deutschen Reisezentren Einzug halten werden. Es wird dabei auf den Feldversuch in Nürnberg verwiesen, der mit positiver Kundenresonanz abgeschlossen werden konnte. Es scheint, dass solche revolutionären Neuerungen erst an Versuchsdeutschen ausprobiert werden müssen, bevor sie in breiter Öffentlichkeit eingeführt werden. (Red Bull wurde vor der deutschen Markeinführung auch erst in Österreich getestet.) Auch wenn der Erfolg in anderen europäischen Ländern deutlich sichtbar ist. Aber das mag an der deutschen Mentalität liegen. “Was tut ein Deutscher, wenn er eine Schlange sieht? Sich anstellen!” Schlangestehen mit Gepäck zwischen den Füßen und Kindern auf dem Arm soll bei der deutschen Bahn ja nun der Vergangenheit angehören. Man soll stattdessen Gelegenheit haben noch schnell Proviant zu kaufen oder in der Bahnhofbuchhandlung vorbei zuschauen (Böse Zungen behaupten, man würde eh nicht vorher aufgerufen, bevor man den Herrn der Ringe zu Ende geschmökert hat). Wer partout nicht auf das gelangweilte Warten verzichten möchte, soll dieses auf zusätzlichen Sitzgelegenheiten tun können, heiß es in dem Artikel.

In dem Artikel wird übrigens eingangs nicht auf skandinavische Verhältnisse verwiesen, sondern auf britische. Dabei denke ich eher an ein marodes Gesundheitssystem und kenne auch nur das Warteschlangenprinzip aus den britischen Supermärkten. Ok, ich muss gestehen, auf der Insel noch nie mit der Bahn gefahren zu sein. Über die hört man ja auch nur erschreckendes… In Skandinavien hingegen holen die Züge ihre Verspätung sogar noch rein… Seien wir also gespannt, wie die Einführung des neuen Wartesystems auf deutschen Bahnhöfen gelingt. Ich prophezeie am Anfang eine hohe Zahl von Intelligenzallergikern, die sich ohne Wartenummer anstellen bis sie schwarz werden. Aber das amerikanische Wartesystem funktioniert hierzulande ja schon. Es wird aktuell ja noch bei der Deutschen Bahn, in den Filialen der Deutschen Post und vielen anderen eingesetzt. Dabei warten alle Kunden hintereinander stehend in nur einer Schlange. Der erste Kunde am Anfang der Schlange begibt sich dann jeweils zum nächsten frei gewordenen Schalter. Anscheinend kommt dieses System den deutschen Wartegewohnheiten noch am nächsten.